AW: Vor- und Nachteile der portugiesischen Staatsbürgerschaft
Na, bis in Deutschland portugiesische Verhältnisse etwa im Gesundheits- oder Schulwesen erreichst, dürfte es aber noch etwas dauern.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich denke, die nächsten 5 Jahre werden entscheiden, ob es Portugal schafft oder nicht. Es befindet sich derzeit eine ganz neue Generation von Kindern und Jugendlichen in den Schulen, die Portugal nachhaltig verändern wird.
In Deutschland gibt es neben den Kostenproblemen in Zukunft auch große Versorgungsprobleme, weil ein erheblicher Anteil der Hausärzte in Rente gehen wird und dann gerade in nicht so hippen Gegenden kaum mehr Nachwuchsärzte mehr verfügbar sein werden.
Nein, einen Soli haben die hier nicht, aber dafür gibt es dann z.B. eine Autosteuer (Imposto Sobre Veículos), auf die man dann noch zusätzlich Mehrwertsteuer (IVA) aufgeschlagen bekommt. Man zahlt also Steuern auf Steuern. Das ist natürlich viel schicker. Die Mehrwertsteuer liegt dann auch noch bei 21% gegenüber der deutschen von 19%.
Da ich Autos eh nicht leiden kann und auch keines habe, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Außerdem vermute ich, dass die Kfz-Steuer in Deutschland deutlich teurer ist als hier.
Statt GEZ zahlt jeder mit seiner Stromrechnung eine Contribuição Áudio-Visual, mit der RTP und Konsorten finanziert werden. Und die zahlt jeder, der mehr als 400 kWh im Jahr verbraucht, selbst wenn er weder einen Fernseher noch Radio besitzt. In Deutschland hatte ich mit der GEZ nur lustige Briefwechsel, aber - da ich tatsächlich kein TV und Radio besaß - nie nur einen Pfennig bezahlt.
Tja, wer kann es sich schon noch erlauben, hinter dem Mond zu leben? Außerdem muss man die GEZ-Gebühr inzwischen oder in Zukunft nicht auch bei Besitz eines PCs mit Internetanschluss bezahlen oder gar unabhängig vom Besitz von Geräten pro Haushalt bezahlen? Die portugiesische Gebühr ist erheblich niedriger, bei mir 1,74 € im Monat. Die Finanzierung der 4 kostenlosen Programme erfolgt hier über die viele Werbung.
Da die Riester-Rente eine freiwilligen Altersvorsorge ist, ist niemand zu einem Vertragsabschluß gezwungen. Glaubst du etwa, daß der durchschnittliche Portugiese im Alter besser versorgt ist?
Sicher nicht, aber laut meiner Mutter wird einem in Deutschland das Gefühl vermittelt, man sollte sie unbedingt haben, wenn man im Alter nicht arm sein möchte.
Kirchensteuer braucht man nicht, weil die Kirchen hier das Volk viel besser im Griff haben und direkter abzocken. Schau dir nun an, was die Leute jährlich an Geld in Fátima lassen. Der Religionstourismus spült jährlich 700 Millionen Euro in die Kassen. Das sind 10 Prozent von dem, was die gesamte portugiesische Tourismusbranche im Jahr macht.
Aber all das ist freiwillig.
Extrem niedrige Nebenkosten? Ja, wenn du dein Wasser aus öffentlichen Brunnen holst, dein Kaminholz selber schlägst und von selbst gesammelten Nüssen und Beeren im tiefsten Hinterland lebst.
Keine Ahnung, wovon du redest. Habe weder einen Brunnen, noch einen Kamin und bezahle 8 Monate im Jahr für Strom (auch als Gasersatz, da ich einen elektrischen Boiler habe), Wasser etc. zusammen nur ca. 30-40 €, im Winter dank elektrischer Heizung ca. das Doppelte.
Vor einem Jahr oder so dachte ich noch daran, eventuell nach Deutschland zurückzukehren, aber ich könnte mir Deutschland schlicht nicht mehr leisten.